+
Home Allgemein Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten an den Augen
Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten an den Augen-beitragsbild
10Okt.

Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten an den Augen

von Dr. med. Otto Georg Maubach

Was häufig ist, was wichtig ist – und was Sie tun sollten

Vier einfache Regeln

  1. Niemals ein Medikament selbst absetzen. Erst mit Arzt oder Apotheke sprechen.
  2. Neue Sehprobleme (plötzlich unscharf, Schleier, Lichtblitze, „Russregen“, Schmerz) = sofort melden.
  3. Liste aller Medikamente (auch Vitamine/„freiverkäuflich“) zum Termin mitbringen.
  4. Tragen Sie diese Liste immer bei sich (Brieftasche oder Smartphone). Im Notfall zählt jede Minute.

Häufig in der Praxis (meist gut behandelbar)


Cortison (Tabletten, Spritzen, Tropfen/Salben)

Beispiele: Prednison/Prednisolon, Dexamethason, Triamcinolon

Kann passieren: Augendruck steigt, Linse trübt sich (Grauer Star).

Was tun: Regelmässig Druck und Linse kontrollieren lassen.


Allergietabletten

Beispiele: Cetirizin (Zyrtec®), Loratadin (Claritin®), Fexofenadin (Telfast®)

Kann passieren: Trockene, brennende Augen.

Was tun: Künstliche Tränen, Lidpflege, genug trinken; bei Beschwerden melden.


Akne-Therapie mit Isotretinoin

Beispiele: Roaccutan®/Accutane®

Kann passieren: Sehr trockene Augen, gereizte Lidränder, nachts mehr Blendung.

Was tun: Oberfläche pflegen (Tränenersatz, Salben, Lidrandpflege).


Antidepressiva

Beispiele: Sertralin (Zoloft®), Citalopram (Seropram®), Venlafaxin (Efexor®), Amitriptylin

Kann passieren: Häufig trockenes Auge; sehr selten akuter „Grüner Star“.

Was tun: Bei Druck-/Schmerzgefühl oder plötzlicher Sehverschlechterung sofort melden.


Mittel gegen Erektionsstörungen

Beispiele: Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®)

Kann passieren: Vorübergehend verändertes Farbsehen, blendempfindlich, verschwommen.

Was tun: In Ruhe abklingen lassen; bei dauerhaften Beschwerden melden.


Gerinnungshemmer / „Blutverdünner“

Beispiele: Marcoumar®/Sintrom®, Eliquis® (Apixaban), Xarelto® (Rivaroxaban), Pradaxa® (Dabigatran),
Aspirin®, Clopidogrel

Kann passieren: Leichte Bindehautblutung („rotes Auge“) ist oft harmlos; selten Blutungen im Augeninneren.

Was tun: Niemals eigenmächtig absetzen. Bei Schatten, Schleier oder plötzlichem Sehverlust sofort kommen.


Hormonpräparate (z. B. „Pille“, Hormonersatz)

Kann passieren: Trockene Augen; sehr selten Gefäßverschlüsse an der Netzhaut.

Was tun: Oberfläche pflegen; bei plötzlichem Sehverlust sofort melden.

Mittlere Häufigkeit – bitte gut aufpassen


Hydroxychloroquin / Chloroquin (Plaquenil®/Resochin®)

Kann passieren: Bei hoher Dosis oder langer Einnahme Schädigung der Netzhaut (anfangs unbemerkt).

Was tun: Basis-Check zu Beginn, ab dem 5. Jahr jährliche Kontrollen mit Netzhaut-Scan und Gesichtsfeld.


Topiramat (Topamax®; Migräne/Epilepsie)

Kann passieren: Plötzliche Kurzsichtigkeit, Kopfschmerz, rotes Auge – Zeichen eines Druckanstiegs.

Was tun: Sofort augenärztlich abklären (Notfall).


Tamsulosin / Alpha-1-Blocker (Flomax®/Omnic®; Prostata)

Kann passieren: Die Regenbogenhaut wird bei einer Star-OP „schlaff“.

Was tun: Vor jeder Grauen-Star-OP unbedingt mitteilen. Nicht selbst absetzen.


Amiodaron (Cordarone®; Herzrhythmus)

Kann passieren: Wirbelartige, meist harmlose Ablagerungen auf der Hornhaut; selten Probleme am Sehnerv.

Was tun: Bei Sehverschlechterung melden.


Bisphosphonate (Fosamax®, Bonviva®, Aclasta®; Osteoporose)

Kann passieren: Selten schmerzhaftes, rotes Auge (Entzündung).

Was tun: Rasch untersuchen lassen.


Fingolimod (Gilenya®; Multiple Sklerose)

Kann passieren: Wasseransammlung in der Makula (Mitte der Netzhaut) → unscharfes Sehen.

Was tun: Netzhaut-Scans zu Beginn und im Verlauf.


GLP-1-Präparate (z. B. Semaglutid: Ozempic®/Wegovy®)

Kann passieren: Bei sehr schnellem Blutzuckerabfall zu Beginn kann sich eine bestehende diabetische
Netzhauterkrankung kurzfristig verschlechtern.

Was tun: In den ersten Monaten engmaschige Augen-Kontrollen.

Selten – aber wichtig, dass Sie es kennen


Ethambutol (Myambutol®; Tuberkulose)

Kann passieren: Probleme am Sehnerv – Farben wirken „ausgewaschen“, Sehschärfe sinkt.

Was tun: Bei ersten Anzeichen sofort melden.


Linezolid (Zyvoxid®; Antibiotikum, längere Anwendung)

Kann passieren: Ebenfalls Sehnerv-Probleme.

Was tun: Frühzeitig untersuchen lassen.


Rifabutin (Antibiotikum)

Kann passieren: Starke Entzündung im Augeninneren.

Was tun: Akut abklären.


Tamoxifen (Nolvadex®; Brustkrebs-Therapie)

Kann passieren: Punktförmige Ablagerungen in der Makula, selten Wasseransammlung.

Was tun: Wenn Lesen/Feinsehen schlechter wird → kontrollieren.


Niacin (Vitamin B3) – oft in hoher Dosis zur Cholesterinsenkung eingesetzt

Kann passieren: Wasseransammlung in der Makula → verschwommenes Sehen.

Was tun: Rasch ärztlich Rücksprache halten; Einnahme nicht selbst beenden.


Bestimmte „Wassertabletten“ (z. B. Hydrochlorothiazid)

Kann passieren: Selten plötzlich starke Kurzsichtigkeit und Augendruck-Anstieg mit Schmerzen.

Was tun: Sofort zum Augenarzt/Notfall.

Achtung bei „Weissmacher“-Augentropfen

Tropfen, die die Augen schnell weisser machen, sind nicht für den Dauergebrauch gedacht. Bei häufiger Nutzung
kommt es leicht zu Dauer-Rötung und Trockenheit. Besser: Ursache klären lassen.

Warnzeichen – bitte ernst nehmen

  • Plötzlich unscharfes Sehen, Schleier oder Schatten
  • Lichtblitze oder „Russregen“
  • Schmerzhaft rotes Auge, Übelkeit/Kopfschmerz
  • Farben wirken anders
  • Gerade Linien wirken wellig (Zeitung, Kacheln, Amsler-Gitter) → sofort melden

So helfen wir Ihnen

Im Augenzentrum Perron West prüfen wir Sehschärfe, Augeninnendruck und machen bei Bedarf hochauflösende
Netzhaut-Scans und Gesichtsfeld-Tests. So erkennen wir Veränderungen früh – oft, bevor Sie etwas merken.

Hinweis: Handelsnamen können je nach Hersteller/Land variieren. Diese Übersicht ersetzt nicht das Gespräch mit Arzt oder Apotheke.

Zum Inhalt springen